Wenn der Funke überspringt: Wie Ihre Emotionen andere beeinflussen
Wenn Sie schon mehrere meiner Artikel auf diesem Blog gelesen haben, dann sind wir uns in einem Punkt sicher einig: Führung bedeutet mehr, als Leistung zu fordern und Ergebnisse zu prüfen. Team Emotionen
Richtig gute Führungskräfte haben bis zu sechs Führungsstile im Repertoire. Sie greifen je nach Ziel, Teamzusammensetzung und einzelnen Mitarbeitern zum passenden Stil:
- visionär: der Schwerpunkt liegt auf dem gemeinsamen Ziel und langfristigen Perspektiven
- partizipativ: auf Grundlage eines gemeinsamen Konsens werden Ideen entwickelt und Zusammenhalt aufgebaut
- fördernd: die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden in ihrer beruflichen Entwicklung gefördert
- gefühlsorientiert: Vertrauen und Beziehung stehen im Vordergrund
- leistungsorientiert: hohe Standards sollen zu ausgezeichneten Resultaten führen
- befehlend: eindeutige Direktiven und sofortige Erfüllung werden erwartet Team Emotionen
Wenn im Team Emotionen in die Quere kommen
Nun kann es vorkommen, dass diese Werkzeuge zwar genau richtig eingesetzt werden – das Ziel ist klar, die Bedürfnisse des Teams sind klar – und trotzdem scheint der Wurm drin zu sein. Die Stimmung ist gedrückt und ein offener Austausch erscheint unmöglich. Sie können Ihr Team nicht erreichen, es weicht Ihnen aus.
„Was ist nur los mit meinem Team? Ich bin doch wie immer.“ Selbst emotional intelligente Führungskräfte können sich manchmal keinen Reim auf den Stimmungsumschwung machen.
Sehr oft liegt die Ursache in ihrer eigenen Gefühlslage. Wenn sie sich selbst überfordert und ängstlich fühlen, transportieren sie das nach außen. Ob sie wollen oder nicht. Dazu müssen sie nicht einmal in einer Besprechung die Nerven verlieren und selbst Angst verbreiten. Sogar nach außen völlig ausgeglichene Personen übertragen ihre Stimmung auf die nächsten Menschen. Bei Führungskräften verstärkt sich die Wirkung, weil sie als Orientierung für ihr Team dienen. Sind sie ängstlich, merken das andere nicht nur, sie agieren dann auch selbst ängstlich.
In der Psychologie spricht man von emotionaler Ansteckung. „Naja“, denken Sie jetzt vielleicht, „dass gute oder schlechte Laune ansteckend ist, dazu braucht man doch keine wissenschaftliche Studie“. Stimmt – das ist ist nicht überraschend.
Überraschend ist aber, dass selbst Emotionen, die Sie nicht offen zeigen, ansteckend sind. Team Emotionen
Ihr Umfeld ist ein Barometer
Eine Abteilungsleiterin übernimmt ein großes, wichtiges Projekt. Ihre Verantwortung wächst, sie bekommt mehr Mitarbeiter zugewiesen. Eine tolle Chance. Aber sie weiß auch, dass große Erwartungen damit verbunden sind. In den Teamsitzungen ist sie nun weniger locker, drängt auf eine straffe Besprechungskultur, geht nicht mehr mit den anderen zu Mittag essen. Dabei ist sie nach wie vor freundlich und weicht auch nicht von ihrem Führungskonzept ab. Nach einiger Zeit verändert sich die Stimmung im Team. Die Abteilungsleiterin wird von „unnötigen“ Anfragen verschont und verliert immer mehr den Kontakt zu ihrem Team. Ihre Nervosität und die Angst zu versagen ist übergesprungen.
Ein Abteilungsleiter wird entlastet. Seit einiger Zeit schon bemüht er sich darum, die Auswertung der monatlichen Statistiken abgeben zu können. Endlich hat auch die Geschäftsführung zugestimmt – eine andere Abteilung wird sich um die Statistiken kümmern. Schon nach kurzer Zeit kommen ihm Bedenken. Vielleicht hat er sich mit seiner Entscheidung massiv selbst geschadet? Schließlich hatte er durch die Auswertung immer einen genauen Einblick in die Entwicklung der Firma. Vielleicht macht die andere Abteilung die Arbeit schneller? Vielleicht werden ihm andere Aufgaben entzogen? Obwohl er jetzt endlich Zeit hat, sich um seine Weiterbildung zu kümmern, kann er nicht aufhören zu zweifeln. Er beginnt andere Mitarbeiter zu fragen, wie es denn mit den Statistiken läuft; er wirkt sprunghaft und unkonzentriert. Aber in seiner Nähe werden trotzdem alle nervös. Die Zweifel an seiner Entscheidung sind übergesprungen und werden zu ihren eigenen Zweifeln. Team Emotionen
Die anderen merken es oft zuerst
Es kann sein, dass es Ihnen selbst gar nicht bewußt ist, was Sie gerade umtreibt. Aber durch Ihr Verhalten, bzw. Ihr verändertes Verhalten, signalisieren Sie, dass etwas nicht in Ordnung ist. Die Reaktion Ihres Umfeldes lässt nicht lange auf sich warten. Wer aufmerksam ist, erkennt diese Veränderungen als Signal der Sache auf den Grund zu gehen. Zunächst natürlich bei sich selbst.
Ich habe übrigens noch einen Tipp zum letzten Beitrag, in dem es um die Selbsterkenntnis ging. Ein Freundin erzählte mir, dass sie im Zug einer Weiterbildung ein „Selbsterkenntnis-Tagebuch“ schreibt. Sie nimmt sich dafür jeden Tag 10 Minuten Zeit. In diesen 10 Minuten reflektiert sie über eine Situation des Vortages, die für sie emotional prägnant war. Danach schreibt sie einfach drauf los. Ziel ist es rauszufinden, warum sie in dieser Situation auf eine bestimmte Weise reagiert hat. Je öfter sie das macht, desto mehr kommt sie ihren Mustern auf die Schliche. Wenn auch Sie Ihre Selbsterkenntnis schärfen möchten, sind diese 10 Minuten eine sehr effektive Methode. Für noch mehr Anregungen, schauen Sie doch mal hier. Team Emotionen
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